Ðîs sadaïas teksta tulkojums latvieðu valodâ (00001.-01004.rinda)
Nâkamâ sadaïa vidusaugðvâcu valodâ (01005.-02016.rinda)
Livlädische Reimchronik (00001.-01004.)
(00001.) Got, der himel und erden
(00002.) zû dem êrsten ließ gewerden
(00003.) und alleß daß dar inne ist
(00004.) geschûf in vil kurtzer vrist,
(00005.) sunne, mâne sterne schîn
(00006.) loufent nâch dem willen sîn.
(00007.) tier unde vische,
(00008.) vogel in lebender vrische
(00009.) die hât er underscheiden.
(00010.) an juden und an heiden
(00011.) hât er hie vor in alden tagen,
(00012.) als manch bûch kan von im sagen,
(00013.) begangen manch wunder grôß,
(00014.) des sîne gûte nicht verdrôß.
(00015.) allen zungen ist zû smal
(00016.) zû sprechen von des wunders zal,
(00017.) daß got die menscheit an sich nam.
(00018.) waß sêlden uns dâ von bequam
(00019.) daß kan ûch niemant vollen sagen,
(00020.) dâ von mûß ich der rede dagen
(00021.) allen menschen waß der ist
(00022.) geborn von Adâmes vrist
(00023.) und noch zû dem lesten zil,
(00024.) daß got ein ende machen wil
(00025.) der werlde an der lesten stunt.
(00026.) kunde sprechen, waß ie munt
(00027.) in luft, in erde ie gewan,
(00028.) und wêren wîse als der man
(00029.) der Salomôn genennet was;
(00030.) kunde sant, loup und gras
(00031.) lobelîch sprechen von der tât,
(00032.) die got an uns begangen hât,
(00033.) die kunden in nicht vollen loben.
(00034.) dâ von solden unser herze toben
(00035.) nâch sîner liebe zû aller stunt.
(00036.) gerde, wille, zunge, munt
(00037.) solde im stête sîn bereit,
(00038.) daß got began der cristenheit
(00039.) und uns von tôde hât irlôst.
(00040.) daß ist ein sêliclîcher trôst
(00041.) allen den die cristen sint,
(00042.) wen wir heißen gotes kint.
(00043.) ob wir den namen êren
(00044.) und uns von sunden kêren,
(00045.) sô wil er uns zû lône geben
(00046.) dort bie im ein êwig leben.
(00047.) Wir sullen ein rede heben an.
(00048.) dô got der cristenheit began
(00049.) mit sîn selbes menscheit
(00050.) und die martere geleit,
(00051.) dô irstûnt er an dem dritten tage
(00052.) und lôste manche sêle ûß clage,
(00053.) mit den er von hinnen vûr
(00054.) zû himele von der werlde vlûr.
(00055.) dô sante er sînen heiligen geist
(00056.) zû des gelouben volleist.
(00057.) dannoch was vil manich lant,
(00058.) dâ sîn lob was umbekant:
(00059.) dô sante er sîne boten hin.
(00060.) sîne gnâde was mit in
(00061.) wâ sie quâmen in die lant
(00062.) dâ er sie hatte hin gesant,
(00063.) daß sie daß volc bekêrten
(00064.) und den gelouben lêrten.
(00065.) des wart in manich widerstôß.
(00066.) got sîne gnâde ûf sie gôß
(00067.) mit manchem grôßen zeichen.
(00068.) daß begunde irweichen
(00069.) sumelîche bôse heidenschaft,
(00070.) dô sie der apostolen craft
(00071.) ir gote sâhen touben
(00072.) und ires gewaldes rouben.
(00073.) sumelîche warf der tûvel nider,
(00074.) daß er nimmer mêre wider
(00075.) gemachet wart von menschen hant.
(00076.) sus wart bekârt vil manch lant
(00077.) dar man nû cristen lûte sicht,
(00078.) dâ ir hie bevor was nicht.
(00079.) diß triben sie biß in den tôt.
(00080.) dô nam sie got von aller nôt
(00081.) und hât in grôßen lôn gegeben,
(00082.) in himelrîche ein êwig leben.
(00083.) Eß ist hie vor wol beschriben
(00084.) waß got mit in hât getriben.
(00085.) war von man sie loben sol
(00086.) und mit vîre êret wol
(00087.) in der reinen cristenheit
(00088.) daß ist ûch dicke wol geseit;
(00089.) dâ von mûß ich der rede dagen.
(00090.) ich hân willen mêr zû sagen,
(00091.) wie gotes gûte hât gesant
(00092.) den cristentûm in manch lant,
(00093.) dar nie kein apostol quam.
(00094.) dô die got zû himele nam,
(00095.) doch was von irre lêre
(00096.) bekârt vil manich hêre,
(00097.) die nâch ir zîten bliben
(00098.) und vil manchen dar zû triben,
(00099.) daß sie den touf entpfiengen.
(00100.) sumelîche selbe giengen
(00101.) und entpfiengen den touf.
(00102.) daß was der sêle ein hôher kouf.
(00103.) alsus hât gotes wîsheit
(00104.) den cristentûm gemachet breit
(00105.) und mit sîner gnâden gift
(00106.) wol irlûchtit mit der schrift,
(00107.) daß man dar abe bekennet wol
(00108.) waß man zû rechte tûn sol.
(00109.) wer nâch der schrift wil rechte leben
(00110.) dem wirt ein sêlig lôn gegeben
(00111.) mit gote in himelrîche;
(00112.) dâ ist man vreuden rîche.
(00113.) Nû hân ich ûch gesaget
(00114.) von gotes sune und der maget
(00115.) Marîen, der vrowen mîn,
(00116.) der himelischen kunigîn,
(00117.) und wie sîn gotlîcher rât
(00118.) hin und her geteilet hât
(00119.) den cristentûm in manich lant.
(00120.) nû wil ich machen ûch bekant,
(00121.) wie der cristentûm ist komen
(00122.) zû Nieflant, als ich hân vernomen
(00123.) von allen wîsen lûten.
(00124.) daß wil ich ûch bedûten
(00125.) sô ich allir beste kan:
(00126.) in gotes namen hebe ich an.
(00127.) Kouflûte wâren geseßßen
(00128.) rîche und vormeßßen
(00129.) an êren und an gûte.
(00130.) den quam in ir gemûte,
(00131.) daß sie gewinnen wolden gût,
(00132.) als noch vil mancher tût.
(00133.) got der wîsete sie dar an,
(00134.) daß sie gewunnen einen man,
(00135.) dem vremde lant wâren kunt.
(00136.) der brâchte sie zû einer stunt
(00137.) mit schiffen ûf die
ûstersê.(00138.) waß sal ich dâ von sagen mê?
(00139.) die Dune ein waßßer ist genant,
(00140.) des vluß gêet von Rûßen lant,
(00141.) dar ûffe wâren geseßßen
(00142.) heiden gar vormeßßen,
(00143.) Liwen wâren sie genant.
(00144.) daß stôßet an der Sêlen lant.
(00145.) daß was ein heidenschaft vil sûr,
(00146.) sie wâren der Rûßen nâkebûr.
(00147.) dar umme lac vil manich lant,
(00148.) die ouch heiden wâren genant.
(00149.) die dûtschen hatten wol vernomen,
(00150.) daß man mit sorgen mûste komen
(00151.) zû der selben heiden lant;
(00152.) doch wurden sie dar hin gesant
(00153.) von der starken winde craft
(00154.) kegen der selben heidenschaft.
(00155.) dâ sie quâmen sô nâhen,
(00156.) daß sie die Dune sâhen,
(00157.) dô mochteß anders nicht gesîn,
(00158.) mit sorgen vûren sie dar în.
(00159.) dô man irre kumfte wart gewar,
(00160.) dô samete sich vil manche schar;
(00161.) mit schiffen und ouch ubir lant
(00162.) quam manch heiden zû gerant.
(00163.) alsô was ir allir mût,
(00164.) daß sie liep und gût
(00165.) den cristen wolden haben genomen.
(00166.) dô sie hatten daß vernomen,
(00167.) menlîch quâmen sie zû der were
(00168.) snelle kegen der heiden here.
(00169.) mit schießen und mit steinen
(00170.) begunden sie die meinen
(00171.) wer in quam sô nâhen.
(00172.) dô daß die heiden sâhen,
(00173.) snelle hatten sie entsaben,
(00174.) daß sie ir mochten nicht gehaben:
(00175.) wen ir wart in kurzer stunt
(00176.) von schießen sumelîcher wunt.
(00177.) dô sprâchen sie umme einen vride
(00178.) und lobeten den bie der wide.
(00179.) die cristen wurden ouch des vrô:
(00180.) mit gelubde sie giegen dô
(00181.) zû in vrielîch ûf daß lant.
(00182.) got der hatte sie gesant
(00183.) zû der selben heidenschaft.
(00184.) sie hatten gûtes grôße craft;
(00185.) daß vorkouften sie aldar
(00186.) ein teil baß denne anderswar;
(00187.) des wurden sie von herzen vrô.
(00188.) die heiden sprâchen zû in dô,
(00189.) daß sie vride nêmen
(00190.) und dicke wider quêmen.
(00191.) wolde ouch iemant mit in komen,
(00192.) der wêre in den vride genomen.
(00193.) der koufslagen wolde dâ
(00194.) lieber denne anderswâ,
(00195.) der solde in willekomen sîn.
(00196.) beide mute und wîn
(00197.) die kouflûte schenketen dô
(00198.) den heiden und wâren vrô.
(00199.) der vride wart bestêtiget wol,
(00200.) als man mit gelubde sol.
(00201.) Dô vûren sie zû lande wider
(00202.) und quâmen dicke sider
(00203.) zû Nieflande mit mancher schar.
(00204.) sô man ir kumfte wart gewar
(00205.) sô wurden sie entpfangen wol,
(00206.) als man liebe geste sol.
(00207.) daß triben sie vil manchen tac,
(00208.) daß man koufes mit in pflac.
(00209.) dô iß in gienc sô wol in hant,
(00210.) sie vûren in daß selbe lant
(00211.) sechs mîlen vurbaß,
(00212.) dâ vil manich heiden saß,
(00213.) mit den sie iren kouf triben
(00214.) und alsô lange dâ bliben
(00215.) biß sie bûweten ein gemach.
(00216.) mit urloube daß geschach,
(00217.) bie der Dune ûf einen berc
(00218.) dâ bûweten sie ein êrlich werc,
(00219.) eine burc sô veste,
(00220.) daß die selben geste
(00221.) mit vride wol dar ûffe bliben
(00222.) und iren kouf lange triben.
(00223.) Ickesculle wart iß genant
(00224.) und liet noch in Nieflant.
(00225.) die wîle sie daß bûweten
(00226.) die heiden nicht entrûweten,
(00227.) daß iß solde alsô geschehen,
(00228.) als iß sider wart gesehen.
(00229.) Nû was als ich hân vernomen
(00230.) ein wîser man mit in komen,
(00231.) der in sanc und las,
(00232.) wen er ein reiner prîster was;
(00233.) der hêre hieß Meynhart.
(00234.) er was mit zuchten wol bewart
(00235.) und was wîs und clûg.
(00236.) er hatte tugende genûg,
(00237.) er kunde sô gebâren,
(00238.) daß im die lûte wâren
(00239.) beide willic und holt.
(00240.) er kunde geben rîchen solt
(00241.) mit lêre und mit râte.
(00242.) vil manchen er bekârte,
(00243.) daß er die cristen lieb gewan.
(00244.) dar undir was vil manich man,
(00245.) mochte er die dûtschen hân vertriben,
(00246.) ir enwêre nimmer kein bliben
(00247.) in dem lande eine stunt.
(00248.) sie rou vil sêre der vullemunt,
(00249.) der an die burg bekomen was
(00250.) zû Ickesculle als ichß las;
(00251.) wen in angist der was grôß,
(00252.) daß in wurde widerstôß
(00253.) von der selben cristenheit.
(00254.) die wart von tage zû tage breit.
(00255.) von dûtschen landen quâmen dar
(00256.) starker helde maniche schar,
(00257.) die ouch iren kouf triben
(00258.) und mit den andern dâ bliben.
(00259.) Nû was dâ bie geseßßen
(00260.) ein heiden wol vormeßßen,
(00261.) beide gewaldic und rîch,
(00262.) dar bie was er tugentlîch.
(00263.) er hatte an mâgen grôße craft
(00264.) in der selben heidenschaft.
(00265.) got der sante sînen geist
(00266.) mit der genâden volleist
(00267.) an den tugenthaften man,
(00268.) daß er die cristen lieb gewan.
(00269.) Kôpe der selbe hieß
(00270.) des êrsten er sich toufen ließ
(00271.) und sîner vrûnde ein michel teil.
(00272.) daß was der sêle ein sêlig heil.
(00273.) von andern heiden quam ouch dar
(00274.) zû prîster Meynhart manche schar
(00275.) und entpfiengen den touf
(00276.) durch den himelischen kouf.
(00277.) dô diß was irgangen sô
(00278.) die cristen wurden alle vrô.
(00279.) daß was der heidenschefte leit,
(00280.) daß Kôpe die cristenheit
(00281.) mit sînen vrûnden hatte genomen.
(00282.) daß wart vil schîre vernomen
(00283.) in dem lande ubir al
(00284.) irhûb sich ein michel schal.
(00285.) Lettowen und Rûßen
(00286.) begunden sich ûf strûßen,
(00287.) Eisten, Letten und Oselêre.
(00288.) den was die rede gar zû swêre,
(00289.) daß der cristentûm was komen
(00290.) zû Nieflande, als ir habet vernomen.
(00291.) der mêrte sich von tage zû tage;
(00292.) daß was der heidenschefte clage.
(00293.) dar undir lac vil mancher tôt.
(00294.) sie brâchten manchen man in nôt
(00295.) beide stille und offenbâr;
(00296.) daß ich ûch sage daß ist wâr.
(00297.) got ließ doch beclîben
(00298.) an mannen und an wîben,
(00299.) daß sie den touf entpfiengen
(00300.) und gûtlîchen dar zû giengen.
(00301.) sumelîche satzten sich des wider,
(00302.) als ûch wirt gesaget sider.
(00303.) mit gotes hulfe man die betwano.
(00304.) Diß was dar nâch nicht uber lanc
(00305.) der gûte prîster Meynhart
(00306.) mit in dô zû râte wart,
(00307.) daß sie in santen ubir sê.
(00308.) sie hetten gerne trôstes mê
(00309.) umme einen bischof in daß lant.
(00310.) Kôpe wart mit im gesant
(00311.) durch des cristentûmes heil.
(00312.) kouflûte vûr ein michel teil
(00313.) in den hof zû Rôme wart.
(00314.) sie wâren vrôlîch ûf der vart,
(00315.) sie quâmen genêdeclîchen dar.
(00316.) dâ wurben sie ir botschaft gar
(00317.) getrûwelîchen als in gezam.
(00318.) dô der pâbest sie vernam,
(00319.) er wart mit vließe vrâgen sie,
(00320.) daß sie im sageten rechte, wie
(00321.) eß ir dem lande wêre gestalt.
(00322.) “dâ sint heiden manichvalt,
(00323.) mit den sie wir vorladen.
(00324.) sie tûn der cristenheit vil schaden,
(00325.) daß tû wir, vater, dir bekant.
(00326.) Littowen eine sint genant.
(00327.) die heidenschaft ist hôchgemût,
(00328.) ir her vil dicke schaden tût
(00329.) an der reinen cristenheit.
(00330.) daß kumt dâ von, ir macht ist breit.
(00331.) dâ bie liet ein heidenschaft,
(00332.) die hât von lûten grôße craft.
(00333.) Semegallen sin die genant,
(00334.) die herent umme sich die lant.
(00335.) wer in ist zû mâßen
(00336.) vil nôte sie deme icht lâßen.
(00337.) Sêlen ouch heiden sint
(00338.) und an allen tugenden blint.
(00339.) sie haben abgote vil
(00340.) und trîben bôsheit âne zil.
(00341.) dâ nâch liet ein ander lant,
(00342.) die sint Letten genant.
(00343.) die heidenschaft hât spêhe site,
(00344.) sie wonet nôte ein ander mite,
(00345.) sie bûwen besunder in manchen walt.
(00346.) ir wîb sint wunderlîch gestalt
(00347.) und haben selzêne cleit.
(00348.) sie rîten als ir vater reit.
(00349.) der selben her hât grôße macht,
(00350.) wenne sie zû samene werden brâcht.
(00351.) dâ liet bie des meres strant
(00352.) ein gegende, heißet Kûrlant:
(00353.) die ist wol vumfzik mîle lanc.
(00354.) vil cleine cristen mac ân irn danc
(00355.) zû deme selben lande quomen,
(00356.) in werde lîp und gût genomen.
(00357.) Oselêre daß sint heiden sûr,
(00358.) die sint der Kûren nâkebûr.
(00359.) sie sint bevloßßen in dem mere,
(00360.) sie vurchten selden grôße here
(00361.) des sumers, daß ist uns bekant,
(00362.) sie heren umme sich die lant,
(00363.) wâ sie ûf dem waßßer mogen komen.
(00364.) sie haben vil manchen roub genomen
(00365.) den cristen und der heidenschaft.
(00366.) mit schiffen ist ir grôste craft.
(00367.) Eisten ouch heiden sint.
(00368.) die haben vil mancher mûter kint.
(00369.) daß kumt dâ von, ir lant is breit
(00370.) und alsô wîte entzwei geleit,
(00371.) daß ich des nicht volenden kan.
(00372.) sie haben sô manchen rischen man
(00373.) und ouch besunder lande vil,
(00374.) nicht mêr ich ûch der nennen wil.
(00375.) Lîven die sint heiden;
(00376.) dâ sal sie got von scheiden
(00377.) kurtzelîch, des wir haben wân,
(00378.) als er Kôpen hât getân,
(00379.) der mit uns her komen ist.
(00380.) den hât die milde gotis list
(00381.) brâcht zû der cristenheit.
(00382.) sîn geslechte daß ist breit:
(00383.) daß ist almeistic zû uns komen
(00384.) und hât den touf an sich genomen.”
(00385.) Der pâbest bat in vurbaß sagen
(00386.) und der wârheit nicht verdagen,
(00387.) wie daß wêre zû komen,
(00388.) daß Kôpe hette den touf genomen.
(00389.) der hêre Meynhart was recht
(00390.) und ein getrûwe gotes knecht,
(00391.) daß sach der pâbest an im wol,
(00392.) daß er was gnâden vol;
(00393.) dâ von er liebe zû im trûc.
(00394.) prîster Meynhart der was clûc:
(00395.) er hatte alleß daß beschriben,
(00396.) waß got hatte mit in getriben
(00397.) von den êrsten zû den letzten tagen,
(00398.) daß begunde er im alleß sagen:
(00399.) wie gotes gûte hatte gesant
(00400.) den cristentûm zû Nieflant,
(00401.) und wie dâ was becliben,
(00402.) als ouch hie vor ist beschriben,
(00403.) und wie die andere heidenschaft
(00404.) mit gewaldiger craft
(00405.) sich wolde dâ wider setzen.
(00406.) “Ich wil ûch sorge irgetzen:
(00407.) wes ûwer wille kegen mir gert,
(00408.) des siet ir von mir gewert”
(00409.) sprach der pâbest zû im dô.
(00410.) des gûten trôstes wart vil vrô
(00411.) der herre und die geverten sîn,
(00412.) die êrsamen pilgerîn.
(00413.) mit vreuden bâten sie zû hant
(00414.) um einen bischof in daß lant.
(00415.) dô der pâbest sie vernam,
(00416.) sîn herze an vreude quam.
(00417.) vil inneclîchen sprach er dô:
(00418.) “ich bin der mêre harte vrô.
(00419.) Meynhart, lieber son mîn,
(00420.) du salt dâ selbens bischof sîn.
(00421.) ich gebe dir lûte und lant
(00422.) ûf dîne sêle in die hant
(00423.) und gebe dir gewaldis vil.
(00424.) waß vurbaß pilgerîme wil
(00425.) hin zû Nieflande quomen,
(00426.) die sîn in gotes vride genomen.”
(00427.) zû bischove er gewîet wart
(00428.) ê er dannen vûr ûf die vart,
(00429.) des sie nû lanc odir kurt.
(00430.) diß geschach von gotes geburt
(00431.) tûsent und hundirt jâr
(00432.) und drî und vierzik, daß ist wâr.
(00433.) Kôpen lieber nie geschach,
(00434.) wen dô er den pâbest sach.
(00435.) der pâbest gab im sînen segen
(00436.) und bat got ir aller pflegen.
(00437.) Sus vûr der herre wider dan
(00438.) zû lande als ein vrôer man,
(00439.) und quâmen genêdeclîche sider
(00440.) hin zû Nieflande wider.
(00441.) dô man die mêre vernam,
(00442.) daß ir herre der bischof quam,
(00443.) dô wart gelobet Jhêsus Crist
(00444.) der alles lobes wirdic ist,
(00445.) und die liebe mûter sîn
(00446.) Marîâ die konigîn.
(00447.) die half dem lande sider wol,
(00448.) als ich ûch nû sagen sol,
(00449.) mit pilgrîmen manche schar,
(00450.) die durch ir liebe quâmen dar
(00451.) und betwungen daß lant.
(00452.) eß gienc im sêleclîchen in hant
(00453.) in deme lande manchen tag.
(00454.) mit gotes dienste er arbeit pflag.
(00455.) wie er sîne ding ane vienc
(00456.) und waß got mit im begienc,
(00457.) des wil ich ûch ein teil sagen.
(00458.) Iß was in grôßen hungers tagen.
(00459.) der milde und der wîse
(00460.) alle sîne spîse
(00461.) durch got den armen was bereit.
(00462.) des quam er selbe in arbeit.
(00463.) er leit von hungere grôße nôt.
(00464.) die kouflûte im santen brôt,
(00465.) des im doch zû cleine was.
(00466.) vil kummerlîchen er genas.
(00467.) ein zeichen gotes an im geschach.
(00468.) sîn amptman zûn kasten sach,
(00469.) vil wol er die berâten vant.
(00470.) got hât eine milde hant:
(00471.) wer im icht gibet, er gildet wol,
(00472.) sîn rechte mâße ist immer vol.
(00473.) dô des der herre wart gewar,
(00474.) er hieß die armen komen dar:
(00475.) mit in teilte er die gotes gift.
(00476.) er hielt sich nâch der rechten schrift.
(00477.) got sprichet in deme êwangeliô
(00478.) zû den rîchen lûten sô:
(00479.) “waß ir den armen sunder wân
(00480.) tût, daß habet ir mir getân.”
(00481.) er lebete vridelîchen
(00482.) mit armen und mit rîchen.
(00483.) daß treib er drî und zwênzic jâr.
(00484.) dô starb der herre, daß ist wâr,
(00485.) unde nam ein sêlic ende.
(00486.) vor alle missewende
(00487.) hatte er sich vil wol bewart
(00488.) zû des tôdes hinevart.
(00489.) die cristen clageten sêre,
(00490.) sie enhatten sîn nicht mêre.
(00491.) Sie santen boten ubir sê.
(00492.) den bevulen sie nicht mê
(00493.) den an den bischof von Bremen,
(00494.) daß er sich ließe des gezemen
(00495.) und in zû Nieflande
(00496.) einen bischof sande,
(00497.) der dô verdiente gotes solt.
(00498.) ein vromen helt, hieß Bertolt,
(00499.) sante er in von dem stifte.
(00500.) daß was ein sêlic gifte,
(00501.) wan er was ein helt zûr nôt:
(00502.) er bleib bie sînen schâfen tôt.
(00503.) Dô wart den cristen êrst ein strît
(00504.) zû Nieflande bie sîner zît.
(00505.) den brâchten Letowen dar,
(00506.) ûf ander sît der Rûßen schar
(00507.) zû Kokenhûsen ûf daß velt.
(00508.) dâ wart des tôdes widergelt:
(00509.) drî hundert cristen tôt bliben.
(00510.) die heiden wurden nicht geschriben:
(00511.) der bleib vil ûf dem velde tôt.
(00512.) die walstat wart von blûte rôt.
(00513.) Kôpe wart dâ sêre wunt;
(00514.) der starb doch nicht zû der selben stunt,
(00515.) zû hûse er wider kûme quam.
(00516.) ein rein ende er nam.
(00517.) er hatte vier wunden,
(00518.) und sprach zû manchen stunden:
(00519.) “vumf wunden got durch mich entpfienc.
(00520.) daß iß mir nicht als im irgienc,
(00521.) des ist mîn clage nûwe.”
(00522.) er starb in gûter rûwe.
(00523.) Der bischof Bertolt der began
(00524.) die Rîge bûwen als ein man,
(00525.) der gerne wolde blîben.
(00526.) die Letten unde Lîven
(00527.) umme zins sie satzten sich;
(00528.) daß was den cristen helflich.
(00529.) der gûte bischof Bertolt
(00530.) dem was daß volc gemeine holt,
(00531.) wan er was tugende rîche.
(00532.) vil getrûwelîche
(00533.) riet er vor den cristentûm.
(00534.) die Eisten quâmen durch irn rûm.
(00535.) mit heres craft zû Rîge zû
(00536.) was der bischof Bertolt dû
(00537.) unde die pilgerîne.
(00538.) er trôste wol die sîne
(00539.) und sprach: “gedenket helde gût,
(00540.) daß Jhêsus Crist sîn reineß blût
(00541.) vor uns an dem crûze gôß.
(00542.) der heiden craft ist nie sô grôß,
(00543.) ê dan sie uns ubirrîten
(00544.) wir sullen sie bestrîten.
(00545.) wir sîn durch got von himele hie,
(00546.) der sîne vrûnde nie vorlie
(00547.) in diekeiner slachte nôt.
(00548.) welch cristen dâ blîbet tôt
(00549.) dem wirt daß êwige leben
(00550.) vor diß kurze hie gegeben.
(00551.) der wechsel wirt alsô gewant,
(00552.) des sie mîn sêle ûwer pfant.
(00553.) ich wil selbe bie ûch wesen,
(00554.) beide sterben und genesen.”
(00555.) Des trôstes wurden sie alle vrô.
(00556.) daß volc sich wâpente dô:
(00557.) sie zogeten kegen in ûf den sant.
(00558.) der Eisten her wart in bekant;
(00559.) die quâmen herteclîchen zû.
(00560.) sie wâren beßßer dô wan nû,
(00561.) daß hân wir wol bevunden
(00562.) sint zû manchen stunden:
(00563.) wan uns in helfe nôt geschach,
(00564.) harte luzel man ir sach,
(00565.) die sich drungen vor die schar.
(00566.) der bischof vor den sînen dar
(00567.) quam vil ritterlîche
(00568.) wol einem herren gliche.
(00569.) sie sûchten beider sît den tôt.
(00570.) die cristen liden grôße nôt:
(00571.) der eilf hundert tôt bliben,
(00572.) die anderen wurden hin getriben.
(00573.) owê der clegelîchen nôt!
(00574.) dâ bleib der bischof Bertolt tôt.
(00575.) man clagete in stille und offinbâr.
(00576.) gerâten hatte er eilf jâr.
(00577.) den Eisten was nicht gâch von dan,
(00578.) doch wâren in sechs hundirt man
(00579.) in deme strîte tôt geslagen.
(00580.) dô mûsten ouch ir vrûnde clagen
(00581.) dar zû hûs der tôten lîp:
(00582.) vil sêre weinten ire wîp.
(00583.) Die cristen hatten grôße clage.
(00584.) zû râte giengen sie alle tage
(00585.) biß daß sie boten santen hin
(00586.) zû Bremen abir, daß man in
(00587.) hin zû Nieflande
(00588.) ein hôbet abir sande
(00589.) beide durch got und daß recht.
(00590.) ein heilic man, hieß Albrecht,
(00591.) der bôt sich selbir zû der vart
(00592.) des êrsten hin zû Rôme wart.
(00593.) der pâbest stêtegete in dô zû hant
(00594.) zû bischove in daß selbe lant.
(00595.) er sprach: “dû salt ouch hân gewalt.
(00596.) sint die lant sin alsô gestalt,
(00597.) stifte ein geistlîcheß leben
(00598.) nâch dem tempil ûß gegeben,
(00599.) die gotes ritter heißen dâ
(00600.) als ubir mer und anderswâ.
(00601.) den gebe man lûte und lant
(00602.) daß dritte teil in die hant
(00603.) nâch rechte vrîlîchen
(00604.) vor eigen êwiclîchen.
(00605.) die suln in des stûles schirme sîn
(00606.) aller pâbeste und mîn.”
(00607.) zû hûs der herre wider vûr.
(00608.) vil tûre er sîne vrûnt beswûr,
(00609.) daß sie mit im wolden varn
(00610.) und ir sêle wol bewarn
(00611.) in deme selben lande:
(00612.) sie mochten âne schande
(00613.) irwerben êre und gût.
(00614.) ir genûge wurden sô gemût,
(00615.) daß sie sich machten ûf die vart,
(00616.) daß in vil wol zû liebe wart;
(00617.) wan ir gût wart dô vil breit,
(00618.) des noch erben sint gemeit.
(00619.) der bischof Albrecht legete vure
(00620.) den lûten dâ des pâbestes kure,
(00621.) waß man der lande solde geben
(00622.) an ein geistlîcheß leben.
(00623.) daß understûnden helde gût,
(00624.) die hatten ellenthaften mût,
(00625.) dar zû die wâre minne.
(00626.) Ein vromer helt, hieß Winne,
(00627.) der wart meister undir in.
(00628.) der satzte allen sînen sin
(00629.) zû trôste der cristenheit.
(00630.) bie sînen zîten wart gereit
(00631.) daß hûs zû Sigewalden
(00632.) den jungen und den alden,
(00633.) daß iß lûten wol behaget.
(00634.) der selbe helt unverzaget
(00635.) bûwete daß hûs zûr Winden
(00636.) den letteschen kinden.
(00637.) waß man ir helfe wolde hân
(00638.) dar zû, daß wart zû hant getân.
(00639.) er was von gûteme râte.
(00640.) daß hûs zû Aschrâte
(00641.) bûwete er dar nâch zû hant.
(00642.) er trôste wol daß arme lant
(00643.) mit sîner grôßen vromekeit.
(00644.) daß was den valschen Rûßen leit.
(00645.) Selhen, Lîven, Letten lant
(00646.) wâren in der Rûßen hant
(00647.) vor der brûder zîten komen.
(00648.) der gewalt wart in benomen:
(00649.) er treib sie zû lande wider.
(00650.) sie drungen in vil selden sider.
(00651.) er gewan in Kokenhûsen an.
(00652.) dar slûc er manchen rischen man.
(00653.) ir konig lac dâr selbe tôt.
(00654.) die Rûßen liden grôße nôt.
(00655.) sus jagete er sie zû lande.
(00656.) weme abir dô die schande
(00657.) geschach, daß er dem wîbe entlief,
(00658.) durch nôt er jêmerlîchen rief.
(00659.) sus rûrten sich die helde gût.
(00660.) ein brûder, der hieß Hartmût,
(00661.) der zû Aschrâten pfleger was;
(00662.) die besten lûte er zû sich las,
(00663.) mit den er wolde reisen,
(00664.) dâ witewen und weisen
(00665.) mit jâmere mochten schrîen nâch.
(00666.) die Dune ûf was im harte gâch;
(00667.) sie vunden manche bôse bach,
(00668.) dâ sie besâßen ungemach.
(00669.) Zû Gerzeke sie quâmen zû,
(00670.) daß was eines morgens vrû.
(00671.) die burg gewunnen sie in an.
(00672.) sie slûgen manchen rischen man,
(00673.) daß er ach und owê rief.
(00674.) sie wecketen manchen der dâ slief,
(00675.) daß im der kop zubrochen wart.
(00676.) daß was ein ritterlîche vart.
(00677.) sechs hundert Rûßen tôt bliben;
(00678.) wîp und kint von das getriben
(00679.) wurden von der cristenheit.
(00680.) die brûder wurden des gemeit.
(00681.) vil riche sie zû lande
(00682.) vûren âne schande
(00683.) beide mit schiffen und durch lant,
(00684.) dô was die reise wol bewant
(00685.) dem armen cristentûme.
(00686.) die lebeten dô mit rûme.
(00687.) Der gûte meister Winne
(00688.) bie sînem besten sinne
(00689.) satzte einen, der was sûr,
(00690.) von Sôsat einen hunt gebûr
(00691.) ûf daß hûs zû Winden,
(00692.) den letteschen kinden
(00693.) zû helfe und zû trôste.
(00694.) dô den got erlôste,
(00695.) daß er nicht mêr mochte
(00696.) und dem lande tochte,
(00697.) dô erließ er in der arbeit.
(00698.) daß was dem mûdinge leit
(00699.) und nam sich michel laster an:
(00700.) sîn hertze morden began.
(00701.) Eines tages eß geschach,
(00702.) daß er den meister vor im sach
(00703.) heimelîch an eime râte stân
(00704.) mit einem reinen capelân.
(00705.) dô sleich er vêrlingen dar,
(00706.) daß sie sîn nicht wurden gewar:
(00707.) zû tôde er sie beide slûc.
(00708.) der mort was jêmerlîch genûc,
(00709.) daß in doch selbe nicht vergienc,
(00710.) vil snelle man in dar umme vienc.
(00711.) man satzte in pînlîch ûf ein rat.
(00712.) vil lutzel iemant vor in bat:
(00713.) daß dûchte gûte lûte recht.
(00714.) eß wêre der ritter odir knecht,
(00715.) die gunden im des tôdes wol,
(00716.) als man den ungetrûwen sol.
(00717.) Die brûdere von dem dûtschen hûs
(00718.) die enhatten kirchen odir clûs
(00719.) dannoch in deme lande;
(00720.) die sint des âne schande.
(00721.) swertbrûdere wâren jene genant.
(00722.) mit êren twungen sie die lant.
(00723.) die wurden algemein unvrô,
(00724.) daß ir vil lieber meister sô
(00725.) jêmerlîchen was verlorn:
(00726.) sie hatten in zû vrûnde irkorn.
(00727.) bescheidenlîchen achtzên jâr
(00728.) was er ir houbet sunder vâr.
(00729.) gerechtekeit bilde er in gab.
(00730.) daß volgete im biß in sîn grab.
(00731.) vil wol nâch gotes werden
(00732.) bestatten sie in zû der erden.
(00733.) des man den tôden solde pflegen
(00734.) des bleib vil lutzel undir wegen:
(00735.) ir ieclîcher sîn gebet
(00736.) nâch im getrûwelîchen tet
(00737.) mit vil gûter andâcht.
(00738.) alsô wart er von hinnen brâcht.
(00739.) Der schal quam ubir al die lant.
(00740.) die wîsen brûdere al zû hant
(00741.) quâmen dô zû râte.
(00742.) sie sprâchen: “nicht zû spâte
(00743.) wir suln ein houbt kiesen.
(00744.) wir mochten dran verliesen,
(00745.) zuge wirß die lenge vor.
(00746.) got helfe uns selbe zû der kor:
(00747.) iß mûß doch zû jungest sîn.”
(00748.) einen gûten brûder, Volkewîn,
(00749.) welten sie zû meister dô;
(00750.) des wâren rîch und armen vrô.
(00751.) er liebete sich den lûten.
(00752.) daß volc begunde in trûten.
(00753.) wârhaft mit sînen worten
(00754.) er was an allen orten
(00755.) getrûwe unde stête.
(00756.) ûf alle valsche rête
(00757.) acht er minner dan ein hâr;
(00758.) waß er gelobete daß was wâr.
(00759.) Die Eisten wurden des gewar.
(00760.) sie santen boten an in dar,
(00761.) um einen vride wurben sie.
(00762.) den gab er in, ich sage ûch wie.
(00763.) sie bliben alsô heiden.
(00764.) mit brûderen bescheiden
(00765.) quam er zû in in daß lant.
(00766.) daß hûs begreif man al zû hant
(00767.) Velîn mit behendekeit.
(00768.) daß was den valschen Eisten leit.
(00769.) zû Darbet sante er brûder dô;
(00770.) des wâren sie zû mâßen vrô.
(00771.) er sante brûdere zu Odenpê:
(00772.) ir ungedult wart deste mê.
(00773.) sie vielen ûffe missetât
(00774.) und vunden einen swinden rât:
(00775.) sie morten sie alle ûf einen tag.
(00776.) alsus der vride nider lag.
(00777.) der brûder zwêne viengen sie
(00778.) zû Velîn. wie iß den ergie,
(00779.) daß sie nicht beide hungers tôt
(00780.) bliben, von der grôßen nôt
(00781.) half in ein heidensch vrowe gût.
(00782.) die hatte tugenthaften mût:
(00783.) mit ires mannes râte
(00784.) vrû unde spâte
(00785.) quam sie dâ sie lâgen.
(00786.) mit spîse ir nicht entpflâgen
(00787.) die bôsen Eisten durch iren haß.
(00788.) sie sprach zornlîch: “umme waß
(00789.) lâßet ir die dûtschen leben?
(00790.) den tôt wil ich in selbe geben.”
(00791.) sô warf sie steine zûtz in în,
(00792.) daß niemant prûven mochte iren sin:
(00793.) dar under gab sie spîse gût.
(00794.) alsus trôste sie in den mût,
(00795.) des sie doch sint vil wol genôß:
(00796.) sie bleip vrie, alles zinses blôß.
(00797.) Emme und Viliemês ir man
(00798.) ir beider sêle ich gûtes gan:
(00799.) sie hât mîn dicke wol gepflegen.
(00800.) got hêrre, dînen sûßen segen
(00801.) gib in vor alle pîne
(00802.) durch die gûte dîne!
(00803.) Dem meister dise mêre dô
(00804.) quâmen, dô was er unvrô,
(00805.) mit im die cristen alle.
(00806.) von deme grôßen valle
(00807.) wâren sie betrûbet gnûc.
(00808.) daß leit vil kummerlîchen trûc
(00809.) der gûte bischof Albrecht.
(00810.) der was getrûwe und recht;
(00811.) man mochte an in wol hân gelân
(00812.) den stûl zû Rôme sunder wân.
(00813.) er hielt vil stête sîne wort;
(00814.) er was nicht beide hie und dort,
(00815.) als ein tûschêre tût.
(00816.) beide lîb unde gût
(00817.) legete er vor die cristenheit.
(00818.) er was zû tugenden vil bereit
(00819.) und was der brûder ander hant.
(00820.) er sprach: “ir siet her in diß lant
(00821.) durch got vor ûwere sunde komen:
(00822.) beide schaden und vromen
(00823.) sulle wir mit einander hân.
(00824.) ich wil ûch immer bie gestân
(00825.) mit liebe und mit râte.
(00826.) zû des landes nôt vil drâte
(00827.) wil ich varen ubir sê,
(00828.) holen pilgerîme mê
(00829.) danne ir ie her wurde brâcht,
(00830.) gibet got als ichs hân gedâcht.”
(00831.) der gûte meister Volkewîn
(00832.) dankete und die brûdere sîn
(00833.) dem bischove Albrechte.
(00834.) sie sprâchen: “hêrre rechte,
(00835.) ir habet sô wol an uns getân,
(00836.) ir sult unsen dienst hân
(00837.) getrûwelîchen immer mê.”
(00838.) Alsus hûb er sich ûf die sê.
(00839.) beide lûte unde lant
(00840.) satzte er dem meistere in die hant
(00841.) und alle sîne mâge.
(00842.) sus gab er sich in wâge
(00843.) ûf des meres unde.
(00844.) vil manche tiefe grunde
(00845.) sûchte er biß er ubir quam.
(00846.) got in in sîn geleite nam.
(00847.) sus vûr der hêrre in Sachsen lant.
(00848.) wâ er die gûten lûte vant,
(00849.) die grûßete er minneclîche
(00850.) beide arm unde rîche,
(00851.) und clagete in die swêre,
(00852.) wie kummerlîche iß wêre
(00853.) zû Nieflande gestalt,
(00854.) daß dâ die heiden mit gewalt
(00855.) den cristen wolden an gesigen.
(00856.) er sprach: “dar zû sult ir nicht ligen,
(00857.) und gedenket, helde gût,
(00858.) daß Jhêsus Crist sîn selbes blût
(00859.) vor uns wolde gießen.
(00860.) daß lât in nû genießen
(00861.) und vart durch sînen willen dar:
(00862.) dâ werdet ir aller sunden bar,
(00863.) des habet ir immer mêre
(00864.) vor gote lob unde êre.”
(00865.) daß wort bewegete manchen man
(00866.) alsô daß er den mût gewan
(00867.) vor alle sine missetât.
(00868.) der herzoge ûf den selben rât
(00869.) viel, dô er die rede vernam.
(00870.) bischof Albrecht zû im quam;
(00871.) mit deme gienc er zû râte.
(00872.) er wegete in vil drâte,
(00873.) daß der hêrre sân zû hant
(00874.) gebôt zû samne al sîn lant.
(00875.) er sagete in sînen willen dô:
(00876.) des was vil manich ritter vrô.
(00877.) daß crûze er zû hant entpfienc.
(00878.) vil rischer helde dar zû gienc,
(00879.) den des nie vor zû mûte wart.
(00880.) sus gelobeten sie die vart
(00881.) hin zû Nieflande.
(00882.) die vûren sie âne schande.
(00883.) Dar under warb ouch um daß sîn
(00884.) zû lande meister Volkewîn.
(00885.) mit einem here in die Wîc
(00886.) vûr er manchen bôsen stîc
(00887.) biß er zûm lande quam.
(00888.) die gîsele er von in dâ nam;
(00889.) die gâben sie im ân alle wer,
(00890.) daß er irwunde mit dem her.
(00891.) daß tet er und vûr von dan
(00892.) zû hûs als ein vil sêlic man.
(00893.) dô die Eisten daß vernâmen
(00894.) zû samne sie dô quâmen.
(00895.) sie sprâchen: “wê der pîne!
(00896.) suln uns die pilgerîne
(00897.) von unsem erbe trîben
(00898.) mit Letten und mit Lîven?
(00899.) daß ist beßßer vor bewart,
(00900.) wir machen eine herevart,
(00901.) daß nie wart grôßer macht
(00902.) von Eistlande vollenbrâcht
(00903.) und trîben sie ubir sê,
(00904.) daß sie uns gedringen nimmer mê
(00905.) ûf der widerkêre.
(00906.) geschiet uns michel êre
(00907.) an Letten und an Lîven,
(00908.) die sul wir mit uns trîben
(00909.) beide wîb und kint,
(00910.) nû sie der dûtschen helfe sint.”
(00911.) dô reiten sie sich vaste zû
(00912.) beide spâte und vrû.
(00913.) Daß wart zûr Dune wol vernomen.
(00914.) nû was ouch von Sachsen komen
(00915.) der herzoge und die sîne
(00916.) mit manchem pilgerîne
(00917.) zû Rîge harte schône
(00918.) nâch gotelîchem lône.
(00919.) des wâren rîch und arme vrô.
(00920.) vil minneclîch enpfienc man dô
(00921.) die werden pilgerîne.
(00922.) der meister und die sîne
(00923.) leisten in gesellekeit.
(00924.) in was alleß daß bereit
(00925.) daß imme hove was:
(00926.) habern, heu und gras
(00927.) man umme vûrte vaste.
(00928.) des anderen tages zû gaste
(00929.) lût er den herzogen dô
(00930.) und alle die sîne. er was vil vrô,
(00931.) daß sie zû lande wâren komen.
(00932.) dar zû wart manch man genomen,
(00933.) der sîn gesinde nicht enhieß,
(00934.) die man der bete nicht erließ,
(00935.) sie enmûsten mit in eßßen;
(00936.) des enwêre nicht wol vergeßßen.
(00937.) vil mildeclîche man daß tete:
(00938.) gûten wîn, bier und mete
(00939.) hatte er sich gewarnet gnûc.
(00940.) minneclîche man dar trûc
(00941.) waß man gûtes mochte hân.
(00942.) die wirtschaft wart alsô getân
(00943.) daß sie im alle sageten danc.
(00944.) rîche und arme durch die banc
(00945.) der pflac man vollenclîch alsô,
(00946.) daß sie alle in gote wâren vrô.
(00947.) die geste vûren an gemach.
(00948.) der meister um daß sîne sach:
(00949.) er sante boten kein Eistlant.
(00950.) er sprach: “ir sult des sîn gemant,
(00951.) daß uns die heiden mit ir her
(00952.) zû hûs icht vinden âne wer,
(00953.) und lât ouch Letten mit ûch varn,
(00954.) daß die die wege wol bewarn,
(00955.) und werbet umme mêre.
(00956.) eß wurde uns al zû swêre,
(00957.) quêmen sie ungewarnet her.”
(00958.) Diß tâten sie, daß was sîn ger.
(00959.) die boten ritten drâte.
(00960.) der meister gienc zû râte
(00961.) mit den brûderen und sprach:
(00962.) “wir lâßen disen tac gemach
(00963.) die gûten pilgerîme hân.
(00964.) morne lâße wir sie verstân
(00965.) die mêre. ich wêne daß ist gût.”
(00966.) die brûdere sprâchen: “alsô tût!”
(00967.) des anderen tages der meister nam
(00968.) die brûdere als iß wol gezam.
(00969.) zûm herzogen quam er vrû,
(00970.) er sprach im hovelîchen zû:
(00971.) “wir haben, her, mêre,
(00972.) die dûchten uns zû swêre,
(00973.) den daß ûch got hât her gesant
(00974.) zû trôste in diß vil arme lant:
(00975.) sich reitet zû die heidenschaft,
(00976.) die Eisten wollen mit irre craft
(00977.) sûchen her in unser lant;
(00978.) dâ hân wir boten kegen gesant.
(00979.) dar umme gebet uns ûweren rât,
(00980.) ob iß an ûwerem willen stât:
(00981.) wir legeten uns gerne vor daß lant
(00982.) ê uns der schade wurde irkant.”
(00983.) dô sprach der herzoge Albrecht:
(00984.) “in trûwen, meister, daß ist recht!
(00985.) waß ûch dar umme dunket gût,
(00986.) alsô stêt unser aller mût.”
(00987.) der gûte meister Volkewîn sprach:
(00988.) “hêrre, ir mûßet ungemach
(00989.) durch got von himelrîche tragen.
(00990.) helft uns den pilgerîmen sagen,
(00991.) daß ie der man gereit sie.
(00992.) uber kurzer mîlen drie
(00993.) lige wir morne zû nacht.
(00994.) dâ moget ir schowen ûwer macht,
(00995.) waß wir pilgerîme hân.
(00996.) ouch mûßen schif wol mite gân,
(00997.) die tragen spîse und tranc.”
(00998.) “jâ zwâr, daß ist ein gût gedanc”
(00999.) sprach der herzoge Albrecht.
(01000.) “eß sie ritter odir knecht,
(01001.) wâ ûwer houpt rîtet vor,
(01002.) wir volgen vaste deme spor
(01003.) biß in daß himelrîche.”
(01004.) daß globeten sie alle glîche.
Ðîs sadaïas teksta tulkojums latvieðu valodâ (00001.-01004.rinda)